Pädagogisches Konzept

zur Kindertagespflege-Gruppe

Zurück zu OHIO e.V. - für ein starkes Miteinander

"Ich mag Dich so wie Du bist. Ich vertraue auf Deine Fähigkeiten. Wenn Du mich brauchst, bin ich da. Versuch es zunächst einmal selbst. "

Emmi Pikler

1. Eingewöhnung, miteinander vertraut werden

Wir sprechen wegen der Vertrautheit des Begriffes „Eingewöhnung“ von der Eingewöhnungsphase. Allerdings verstehen wir diese Zeit als ein „Miteinander – vertraut - werden“. Diese Phase dient sowohl Ihrem Kind als auch Ihnen und uns, um uns kennen zu lernen, Vertrauen aufzubauen und uns gegenseitig über unsere Erziehungsvorstellungen auszutauschen.

Diese erste Zeit liegt uns besonders am Herzen. Wir gewöhnen Ihr Kind nach dem Prinzip der partizipativen Eingewöhnung ein. Dazu befinden wir uns ständig in Weiterentwicklungs- und Fortbildungsprozessen.

In der Eingewöhnungszeit geben wir dem Kind ausreichend Zeit sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Die Anwesenheit eines Elternteils unterstützt diesen Prozess, denn eine vertraute Person bietet dem Kind eine sichere Basis. So kann sich das Kind ohne Verlustangst der neuen Umgebung, der noch fremden Bezugsperson und den anderen Kindern zuwenden.

In dieser Zeit haben Sie als Eltern die Möglichkeit, sich mit unserer Arbeit vertraut zu machen, uns als neue Beziehungsperson des Kindes zu erleben und sich über die neue Eigenständigkeit des Kindes zu freuen.

Unsere fachliche Erfahrung unterstützt uns in der Grundannahme, dass eine gelungene, emotional positiv begleitete Eingewöhnung für das Kind hinsichtlich auf seine weitere Exploration in einer Gruppe (Kindergarten, Schule usw.) von enormer Bedeutung ist.

Diese erste gemeinsame Zeit ebnet den Weg für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Ihnen als Familie und der Kindertagespflege-Gruppe.

2. Spiel

„Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung.“
Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852), Pädagoge, Erfinder des Kindergartens (nachzulesen im Orientierungsplan BaWü, Seite 32).

Das freie Spiel hat in unserer Arbeit einen zentralen Platz. Im Kindesalter ist das Spiel die Grundlage allen Lernens. Das Kind nähert sich der Welt spielend, verarbeitet Erlebtes und hat im Spiel die Möglichkeit tiefe Freude zu empfinden.

Diesen wichtigen Erfahrungen geben wir viel Zeit und Raum.

In einer Zeit, in der Kinder sich immer früher von außen gestellten Aufgaben widmen sollen (möglichst schnelle motorische Entwicklung, möglichst frühes Erlernen einer zweiten Sprache und weitere Anforderungen), vertrauen wir auf die Neugier des Kindes, sich - in seinem eigenen Tempo durch das Spiel - mit sich selbst und seiner Umwelt vertraut zu machen.

Wir stellen den Kindern vorbereitete Räume zur Verfügung, in denen sie sich ausprobieren dürfen, Erfahrungen sammeln können und Zeit haben mit verschiedenen Materialien zu experimentieren.

So kommen sie mit sich selbst und anderen Kindern in einen guten Kontakt.

3. Bildung

„Liebe Eltern, wenn ein Kind nach Hause kommt und erzählt es habe heute viel gelernt, seien sie vorsichtig, weil das Kind möglicherweise nur wenig gelernt hat. Kommt das Kind hingegen nach Hause und berichtet, dass heute gut gespielt wurde, dann dürfen Sie zufrieden sein, weil ihr Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel gelernt hat.“
Zoltan Kodaly, ungarischer Musikpädagoge u. Komponist (nachzulesen im Orientierungsplan BaWü, Seite 33)

Wir gehen davon aus, dass Kinder von Anfang an kompetente Wesen sind, die danach streben zu lernen.

In Selbstbildungsprozessen eignen Kinder sich stets neues Wissen an, indem sie ausprobieren, über Versuch und Irrtum lernen, beobachten und nachahmen.

Das heißt für uns, die Entwicklungsschritte des Kindes sensibel zu beobachten und zu begleiten.

Bildung begreifen wir als einen ganzheitlichen Prozess, der nicht nur auf die kognitive Entwicklung des Kindes beschränkt ist, sondern, ebenso die Entwicklung der emotionalen Intelligenz, des Selbstbewusstseins sowie kreative, musische und künstlerische Bildung miteinschließt.

Bildung setzt immer positive Beziehungen zwischen Ihrem Kind und uns als Fachkräften voraus. In verschiedenen Alltagsituationen (Wickeln, Anziehen, Essen) begleiten wir Ihr Kind intensiv in eins – zu – eins - Settings, um dem Kind in seinem Bedürfnis, gesehen zu werden, gerecht zu werden. So ist Ihr Kind gestärkt und kann sich seinen jeweiligen Entwicklungsaufgaben stellen.

Alle Prozesse des Alltags begleiten wir auch sprachlich und orientieren uns am Tempo Ihres Kindes. So ist das Kind orientiert, weiß was als nächstes geschieht und kann kooperieren.

Wir warten bei allen Bildungsprozessen ab, bis die Kinder die nötige Reife haben und Interesse in den verschiedenen Bildungsbereichen zeigen. Gerade im Bildungsbereich Bewegungsentwicklung greifen wir nicht vor, sondern beobachten die Kinder genau und stellen ihnen das nötige Material zur Verfügung. So haben die Kinder Erfolgserlebnisse und lernen sich selbst zu vertrauen.

Die Kinder haben die Möglichkeit gemeinsam, aber auch allein zu spielen. Es gibt für die Kinder verschiedene Spielbereiche (Wasser, Sand, Knete usw.), die die Kinder einladen, allein oder zweit in Ruhe Erfahrungen zu sammeln.

4. Spielmaterial

In unserem vorbereiteten Raum treffen Kinder auf altersgemäßes Spielmaterial.

Die Kinder können sowohl mit strukturiertem als auch mit unstrukturiertem Material Erfahrungen machen (Bauklötze, Utensilien für erste Rollenspiele / Naturmaterial, schräge Ebenen, Pikler Material u.v.m.).

Das Material ist nicht auf seine ursprüngliche Funktion festgelegt; so können Wäscheklammern zu Schlangen werden, oder aber am Wäscheständer Seilbahn fahren.

Unser Material (Wasser, Sand, Farbe) motiviert die Kinder zu experimentieren. Das Mobiliar regt die Kinder - je nach Entwicklungsstand - zum selbständigen Ausprobieren an.

5. Rituale

Durch wiederkehrende Elemente geben wir den Kindern Orientierung im Tagesablauf (feste Abläufe beim Händewaschen, gemeinsames Essen, Anziehen usw.) Kleine Verse und Lieder unterstützen die Kinder dabei und bieten zudem Sicherheit.

Das Frühstück geben Sie Ihrem Kind täglich in der Vesperdose mit. Die Kinder essen bei uns in kleiner Runde miteinander, dabei helfen feste Rituale sich zu orientieren und gemeinsam die Mahlzeiten zu genießen.

Geburtstage feiern wir mit einem Geburtstagslied und einer kleinen „Genussrunde“ im Kreis. An diesem Tag darf das Geburtstagskind einen kleinen Fingerfood-Snack mitbringen.

Auch der Abschied in die Kita begleiten wir mit einem Lied und festen Ritualen.

6. Umgang mit Emotionen

"Wenn du glücklich bist, dann klatsch mal in die Hand. Ja du kannst es allen zeigen, musst Gefühle nicht verschweigen, wenn du glücklich bist, dann klatsch mal in die Hand!"
Kinderlied

Kinder dürfen bei uns ihre Emotionen zeigen. Wir ermutigen Kinder, auch Gefühlen wie Wut, Schmerz und Trauer Raum zu geben. Wir benennen Gefühle bei ihrem Namen und helfen den Kindern so, diese als zu ihnen gehörend und ganz normal zu erleben (oberstes Gebot ist Gewaltlosigkeit, auch bei Wut darf niemand geschlagen werden). Gerade bei morgendlichen Trennungssituationen kann es sein, dass das Kind mit Schmerz reagiert, weil es gerne noch beim Elternteil bleiben möchte. In diesen Situationen benennen wir die Emotion des Kindes: „Oh, heute bist Du traurig, dass Mama/ Papa/Begleitperson jetzt geht. Ja, das kann ich gut verstehen. Wenn Du möchtest, darfst du zu mir kommen. Ich bleibe bei dir, bis du getröstet bist.“
Das Kind erlebt sich bei allen Emotionen von den Erwachsenen akzeptiert, bekommt ein Bild von sich selbst in allen Gefühlslagen und lernt immer mehr, sich selbst zu regulieren, weil es Sprache für seine Gefühle bekommt und diese immer besser benennen kann.

Den Kindern steht zur Verarbeitung belastender Gefühle, Materialien und Räume zu Verfügung (z.B. Knete zum Spannungsabbau, große Sitzsäcke zum Hineinspringen, genug Platz zum Rennen, um Spannungen abzubauen u.a.).

Gemeinsam mit den Kindern zu lachen und der Freude Ausdruck zu verleihen ist uns ein wichtiges Anliegen. Es spiegelt unsere positiven Emotionen und unterstützt unsere körperliche und seelische Gesundheit. Das kann beim gemeinsamen Singen ebenso passieren, wie beim Hüpfen, Späße machen oder beim stillen Genießen der Freude.

7. Rolle der erwachsenen Betreuungspersonen

„Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen.“
Die Bibel, Hebräer. 10, Vers 24

Für die äußere und innere Sicherheit der Kinder fühlen wir uns zuständig.

Wir verstehen uns als Begleitende der Kinder in ihren Spiel -, Bildungs-, und Entwicklungsprozessen. Wir begegnen der individuellen Entwicklung jedes Kindes mit Respekt und sehen wertschätzend auf seine Fortschritte.

Um die innere Sicherheit Ihres Kindes zu schützen, achten wir z.B. in Wickelsituationen auf einen respektvollen Umgang mit der Intimsphäre der Kinder (wenn Kinder beim Wickeln keine anderen Kinder als Zuschauende dabeihaben möchten, akzeptieren wir das selbstverständlich).

Die äußere Sicherheit Ihres Kindes gewährleisten wir durch die Betreuung in kindgemäß gestalteten Räumen, die regelmäßig auf ihre Sicherheit überprüft werden.

Im Team geben wir uns gegenseitig wertschätzende Rückmeldung, wie wir die anderen in der Arbeit mit den Kindern wahrnehmen. Wir unterstützen uns stets gegenseitig, um auch in turbulenteren Situationen angemessen zu reagieren. Regelmäßige Fortbildungen gehören zum Konzept und inspirieren uns.

Alle Betreuenden nehmen kontinuierlich an Erste-Hilfe-Kursen teil.

Unsere pädagogische Arbeit wird durch regelmäßige Supervision von außen und die Überprüfung unseres Handelns durch Marte - Meo - Beratungselemente innerhalb des Teams weiterentwickelt. Die Fachkräfte des Teams Kindertagespflege der Stadt Karlsruhe unterstützen uns bei Fragen und besuchen uns regelmäßig, um die Qualität unserer Arbeit mit uns gemeinsam weiterzuentwickeln.

8. Rolle der Eltern

„Die Bedingung, damit Kinder ein gesundes Selbstgefühl entwickeln können, ist nicht, dass ihre Eltern eines haben, bevor sie Kinder in die Welt setzen. Es verlangt nur genügend Offenheit von den Eltern, um ihr Selbstgefühl zusammen mit den Kindern weiterzuentwickeln, und zwar gleichzeitig damit, wie die Kinder ihres entwickeln.“
Jesper Juul

Die Eltern und Bezugspersonen kennen ihr Kind und sind damit Expert*innen in Bezug auf das Kind. Deswegen ist es uns wichtig, im engen Austausch mit Ihnen zu sein, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen und eine gute Erziehungspartnerschaft miteinander zu entwickeln.

Wir sind mit Eltern täglich - mittels Tür- und Angelgesprächen - über die aktuell wichtigen Informationen bezüglich des Kindes im Austausch. So informieren wir uns gegenseitig über aktuelle Erlebnisse und Gegebenheiten des Kindes. („Heute war eine schlaflose Nacht.“, „Diese Kuscheltier ist heute ganz wichtig.“, „Heute war Ihr Kind sehr viel in Bewegung und ist jetzt schon etwas müde.“ usw.) 

An Elternabenden tauschen wir uns mit den Eltern über das aktuelle Gruppengeschehen aus und arbeiten gemeinsam an pädagogischen Themen.

Regelmäßig bieten wir Gesprächstermine an, um Sie über die aktuellen Entwicklungen Ihres Kindes in unserem Betreuungskontext zu informieren. Über Anregungen, konstruktive Kritik und Beobachtungen freuen wir uns.

Es ist uns wichtig, dass Eltern sich ebenso willkommen fühlen wie die Kinder.

Wir begrüßen die Kontaktaufnahme der Eltern untereinander.

Über Unterstützung der Elternschaft bei besonderen Aktionen (Sommerfest o.ä.) freuen wir uns.

Zweimal im Jahr veranstaltet ein Team der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde in der Ohio Straße einen Kindersachen-, bzw. Frauensachenflohmarkt an. Da wir in der KTPG finanziell davon profitieren, erwarten wir bei diesen beiden Veranstaltungen die Mitarbeit der Familien. Dabei handelt es sich jeweils um einen zeitlichen Aufwand von ca. 2,5 Stunden pro Veranstaltung.